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Welttag des Buches - Sant Jordi

WelttagDesBuches

In Katalonien wird der Welttag des Buches mit dem Diada de Sant Jordi (Feiertag des Hl. Georg) am 23. April ganz besonders gefeiert. Die Städte sind mit Rosen geschmückt und auf zahlreichen Märkten gibt es Stände mit Büchern, roten Rosen und kulinarischen Spezialitäten. Denn an dem Tag der Liebenden und der Literatur ist es üblich, dass sich Verliebte mit Rosen und Büchern beschenken. Dass der heilige Georg als Drachentöter den Kampf gegen das Böse symbolisiert, wissen vermutlich viele von euch, aber was hat die katalanische Sant Jordi Version mit roten Rosen und Büchern zu tun? 

In einem Königreich soll einst ein furchterregender Drache gewütet und Land und Leute in Angst und Schrecken versetzt haben. Er fraß alle Tiere des Landes und als keines mehr übrig war, beschloss der König, ihm Jungfrauen zur Besänftigung zu opfern. Das erinnert an die griechische Sage vom Minotaurus und in modern-politischem Gewand an die Tribute von Panem. ;) Jedenfalls fiel das Los eines Tages auf die Tochter des Königs und so wurde die Prinzessin zu dem Drachen gebracht.
Er fraß sie auf, der König brachte sich vor Gram um und das Land verfiel in Chaos.
Ähm, nein?
Moment, ich habe vergessen, die Figur des tapferen Helden einzubauen! Natürlich sprang im buchstäblich letzten Moment der furchtlose Jordi aus dem Gebüsch, warf sich in Avengers-Manier auf die Bestie und rammte ihr sein Schwert in den Leib. Der Drache starb und aus seinem vergossenen Blut wuchs eine rote Rose. Daher werden an Sant Jordi rote Rosen verschenkt. Bücher symbolisieren die Weitergabe von Geschichten. So soll die Legende des heiligen Georg nicht in Vergessenheit geraten.

In meinem aktuellen Thrillerprojekt habe ich diesen Brauch aufgegriffen, denn Elias, die Hauptfigur meines Romans, verliebt sich in die Katalanin Isabella. Sie hat jedoch zu Beginn der Geschichte bereits einen festen Freund, der ihr ein silbernes Kettchen mit einer Rose geschenkt hatte. Was Elias darüber denkt, verrate ich euch in diesem Textschnipsel: 

"Isabella hatte Florian vor acht Monaten, an Sant Jordi, Marías Roman geschenkt. Erst vor ein paar Tagen verriet sie Elias, dass er noch nicht einmal die ersten Seiten gelesen hatte. 
„Er steht leider nicht so auf Lesen, also zumindest nicht auf Literatur, mehr auf technische Fachartikel für sein Informatikstudium und …“, sie zögerte und wich Elias’ brennendem Blick aus, „na ja, Marías ist auch nicht jedermanns Sache.“
Elias hatte plötzlich das Gefühl, über ein emotionales Minenfeld zu laufen. Es war gefährlich, ihr jetzt schon zu verraten, was er von ihrem Freund hielt. Also nickte er nur verständnisvoll und erklärte leichthin:
„Bestimmt liest er es noch vor Jahresende. Du hast ihm sicher erzählt, wieviel dir das bedeuten würde. Vermutlich will er dich an Weihnachten damit überraschen.“
Isabella biss sich auf die Unterlippe.
„Ich … glaub eher nicht. Zur Zeit hat er an der Uni auch wirklich viel um die Ohren mit diesem Seminar.“
Sie knetete hektisch die Hände, während Elias fragend die Augenbrauen hob.
„Anwendungsfelder der algorithmischen Spieltheorie bei Multiagentensystemen.“
Gott, selbst diese gruseligen Worte klangen aus ihrem Mund unsagbar verführerisch. Wäre er Isabellas Freund, hätte er ihr an San Jordi ebenfalls ein Buch geschenkt, vielleicht mit einer gepressten Rose als Lesezeichen. Bücher waren so viel persönlicher als Schmuck, gaben sie doch viel mehr von dem Innenleben des Schenkers preis. Sie waren Fahrscheine in unbekannte Gedankenwelten. Ob man die Reise antreten wollte, blieb einem selbst überlassen. Elias liebte es, ihr Aroma von Fremdartigkeit und Freiheit schon beim Durchblättern der ersten Seiten zu schmecken. Isabellas silberne Rose dagegen erinnerte ihn daran, dass sie, wie er, an jemand anderen gekettet war. Und er konnte in diesen Tagen an nichts anderes denken, als daran, wie er diese Ketten am schnellsten sprengte." 
©Rena Fischer

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